„Langen Information D-KIAD Guten Tag“;

„D-KIAD Langen Hallo“;

„D-KIAD Motorsegler SF 25C 1 Person an Bord VFR von EDBM nach EDME soeben gestartet in 2000 Fuß erbitte Verkehrsinformationen“;

„D-KIAD identifiziert QNH 1010 Squawk 7743“;

„D-KIAD QNH 1010 Squawk 7743“;

So oder ähnlich klangen die Begrüßungsrituale am Morgen einer äußerst gelungen Urlaubswoche. Zunächst jedoch ein paar Worte zur Motivation für dieses Unterfangen.

Klix EDCI Juli 2023. Da ist man nun im Besitz des TMG Rating und hat die ersten Stunden alle umliegenden Flugplatzkneipen abgeklappert sowie die Verwandtschaft erfreut. Stellt sich die Frage, was man mit so einem Reisemotorsegler noch so alles anstellen kann. Etwas angefeuert durch ein wunderschönes YouTube Video von Jonathan Steinhoff und dem Klassiker für den Motorseglerflug schlechthin: Heckmanns „Haie fressen keine Deutschen“, reifte die Idee, den Vereinsfalken gemäß seiner Klassifizierung auf einer Reise einzusetzen. Da ist gerade ein Falke mit seiner doch eher geringen Reisegeschwindigkeit und hohen Ausdauer (mit 80l Tank um 7 h) ein tolles Fluggerät. Denn beim touristischen Fliegen ist für mich der Weg das Ziel. Gesagt, getan und das Flugzeug für eine Woche gebucht. Vorbereitend hatte ich noch ein wenig die Ausrüstung um Verankerungsmaterial und ein Backupnavigationsgerät erweitert, sowie die Karten studiert und eine Wunschroute festgelegt.

So konnte doch eigentlich nichts mehr schiefgehen. Nur Petrus war wie so oft anderer Meinung und schiebt zum Montag erstmal hochreichend labile Meeresluft über das Land. Damit ist der erste Tag durch stark verbreitete Schauer und Gewitter erstmal neutralisiert.

Dienstag jedoch geht es um 08:00 Uhr mit den letzten Vorbereitungen los: Volltanken, Gepäck verzurren, Peilstab und Putzeimer mit Lappen und Leder kommen auch noch dazu. Den Falken vors Tor schieben und Vorflugkontrolle: passt. Um 10:00 wird aufgesessen und angelassen. Start 10:07, erstes Ziel ist EDCP Peenemünde auf Usedom. Ein geschichtsträchtiger Ort: sollen doch in den 40er Jahren dort merkwürdige Flugobjekte unterwegs gewesen sein. So einen „UFO Hotspot“ muss man sich doch mal ansehen ;-). Der Hinflug verläuft unter noch recht tiefer Cumulus Bewölkung, aber toller Kaltluftsicht, im Luftraum Golf ohne Probleme. Flugzeit von Klix nach Peenemünde mit Sparleistung 2:43 h.

In Peenemünde wird der Flieger abgestellt und gesichert. Zu Fuß geht es zum Industriemuseum im alten Kraftwerk. Im Außenbereich findet man direkt die angesprochenen UFOs. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die Flugobjekte als doch eher unrühmliche Waffentechnik des Dritten Reiches… Technisch trotzdem wegbereitend und einen Besuch auf alle Fälle wert! 17:00 zurück am Flugplatz für eine kurzen Sprung zum Flugplatz der Lilienthalstadt Anklam. Flugzeit von EDCP nach EDCA 0:26 h. Vor Ort konnte man sich noch das Aeronauticon anschauen und in der Pension am Flugplatz günstig übernachten.

Am Mittwochmorgen kommt ausgiebig das Leder zum Einsatz um die reichlich 18 m² Flügelfläche und Leitwerk vom Morgentau zu befreien. 09:15 geht es weiter entlang der Ostseeküste nach EDBH Stralsund Barth zur Kraftstoffergänzung. Beim Tanken sorgt der Peilstab beim Tankwart für Erheiterung. Aber die einfachste Technik ist eben oft die beste und so können die verbrauchten 38 Liter genau ergänzt werden.

20 Minuten später starte ich weiter nach EDXR Rendsburg Schachtholm direkt am Nord-Ostsee-Kanal. Nach kurzer Zeit schon zieht Purkshof und Rostock unter den Flächen vorbei. Im Warnemünder Hafen liegen außer zwei Kreuzfahrtschiffen erstaunlich wenige Fahrzeuge. „D-KIAD Verkehr auf 2-3 Uhr etwa 700 Fuß tiefer, entgegenkommend, ein Motorsegler“, reißt mich Langen aus der Landschaftsguckerei. Jawohl da ist ein anderer Falke wohl auf dem Weg nach Purkshof. „Verkehr in Sicht D-KIAD“, folgt postwendend die Antwort zur Zufriedenheit des Lotsen. Über Wismar drehe ich dann auf Westkurs, Richtung Lübeck, genau gegen den Wind der mit 15kt doch etwas auf die Bremse drückt. Lübeck selbst liegt leider gerade genau unter einem Schauer sodass aus der Besichtigung von Hans Werner Grosses Heimatflugplatz leider nichts wird. So saust der Falke lediglich über die Südseite der CTR Blankensee hinweg und hört ein wenig auf der Turmfrequenz mit, über welche sich der anfliegende Verkehr eifrig für die kostenfreie Flugzeugwäsche im Landeanflug bedankt. Um den Schauer herum dreht der Falke auf 300 Grad direkt nach Rendsburg. In der Platzrunde übt gerade eine E-Klasse der European Flight Academy. Ich fädel mich in den Gegenanflug zur Piste 21 ein: Leerlauf, Vergaservorwärmung, Kraftstoffpumpe, Fahrt auf 90, passt. Im Queranflug vergesse ich vor lauter Staunen über das Frachtschiff, was keinen Kilometer vor der Nase im Kanal vorbeizieht, beinahe das Eindrehen in den Endanflug. Nach 2:18 h berührt das Fahrwerk die Asphaltbahn in Rendsburg. Es folgt die Mittagspause im Flugplatzrestaurant „ Bato’s Himmelsstürmer“ – sehr zu empfehlen.

Beim Essen wird die Wetterprognose noch einmal konsultiert und ich komme zum Entschluss den morgigen Tag vor einer herannahenden Front nach Süden auszuweichen. Dafür erscheint der Flugplatz Magdeburg EDBM als günstiger Ausgangspunkt. Vorher muss man aber natürlich die Nordsee auch noch begutachten. Daraus folgt das Routing über Brunsbüttel –Bremerhaven – Wilhelmshaven – Porta Westfalica und entlang des Teutoburger Waldes und Wesergebirges nach Magdeburg. Bei der ganzen Planerei ist der Falke draußen nass geworden und am Horizont zieht schon der nächste Schauer heran. Aber die Asphaltbahn ist mit 966m lang genug und wenn man die volle Startstrecke nutzt, wird das gemäß der Startstreckenberechnung doch wohl gelingen. 14:30 donnert der gute alte Limbach los und beschleunigt den Falken auf der Piste 21. Erst 40 km/h dann 60 km/h, 80 km/h, er rollt immer noch. Bei 85 km/h heben wir ab und haben am Pistenende schon 300 ft AGL sowie trockene Flügel. Nach dem Start schwenkt die Nase auf 220 Grad Richtung Elbe. Rechts unter dem Flügel zieht gerade die Schleuse Brunsbüttel vorbei: „D-KIAD nicht erschrecken, es nähert sich von hinten ein Tornado der Luftwaffe“. Leider ist der Tornado zu gut getarnt und beim besten Willen nicht zu erkennen. Na gut, weiter geradeaus kommt Bremerhaven in Sicht. Beim Überflug begutachte ich den Hafen mit dem U-Boot Museum Wilhelm Bauer / U-2540 im Becken und erinnere mich an den Rundgang im selbigen vor vielen Jahren. Weiter geht es Richtung Wilhelmshaven über den Jadebusen. Das Watt und Salzwiesen bewundernd, dreht das Flugzeug etwas südöstlich des Jade Weser Airports auf Südkurs. Die Schaueraktivität nimmt weiter zu und voraus steht ein ordentlicher CB. Das wird wohl nix mit der Porta Westfalica. Da mogeln wir uns doch durch eine Schauerlücke südlich Bremen etwas nach Osten durch. Zwischen den Lufträumen von Wunstorf und Bückeburg ist es am hellsten, also steht der weitere Kurs 150 fest. Kaum ist der „Luftraum-Dom“ durchflogen, kommt voraus schönes Wetter in Sicht und ich überlege kurz das Triebwerk abzustellen. Die Wolkenbasis von knapp 700 m AGL und die Sitzergonomie lassen mich dieses Vorhaben aber schnell wieder vergessen. Mit den nun 15 kt Rückenwind geht es geschwind nach Magdeburg zur Landung auf der Piste 27, zum Tanken und Übernachten im fußläufig erreichbaren Cityhotel. Die Planung für Donnerstag wird durchgeführt: vor der heranrückenden Front nach Süddeutschland.

Der nächste Morgen dämmert mit Stratus Overcast, dunkler als erwartet. Ein Blick ins Wetter zeigt: die Front ist schneller vorangerückt als gedacht. Der Weg nach Süden soll aber laut GAFOR noch bis 14:00 Open sein. Ich verschwende keine Zeit beim morgendlichen Putz- und Abtrocknungsritual und starte 09:15 auf der Piste 09 in Magdeburg EDBM. Das Ziel Eggenfelden EDME wird mit Generalkurs 170 angesteuert. Die berechnete Flugzeit liegt bei 4:15 h. Nach einer Stunde Flugzeit kommt querab Jena der Niederschlag in Sicht. Der Blick ins Regenradar und Analyse der Wolkenbasen bekräftigt mich zum Weiterflug. Erste Tropfen prasseln auf die Haube, die Sicht geht auf etwa 15 km zurück und Die Wolkenbasis liegt geschätzt bei 6000 ft. Da gibt’s nur eins: Lüftung zu und durch.

Hof erscheint vor der Nase und man erkennt über dem Fichtelgebirge ein dem Südweststau geschuldetes, marginales VFR Wetter mit tiefer Wolkenbasis. Da will der Falke nun wirklich nicht hin und wir weichen nach Bayreuth aus. Leider wird so aus dem Seitenwind ein Gegenwind und trotz angezeigten 130 km/h legen wir über Grund noch 80 km/h zurück. Das geht bis kurz vor Nürnberg, dann sieht das Wetter auf Südostkurs wieder gut aus und es geht zwischen den EDR’s 136 und 137 weiter. „D-KIAD entgegenkommender Verkehr auf ihrer 1 Uhr Position, 200 Fuß höher“ schallt es aus dem Äther. Mit gesetzten Positionslichtern und im leichten Sinkflug ist die Gefahr dank FIS gebannt. Regensburg wird auch noch im Regen überflogen, bevor etwa eine halbe Stunde vorm Ziel der Niederschlag aufhört. Höchste Zeit wieder etwas Frischluft ins Flugzeug zu lassen. Der Schwall Wasser aus der Lüftung trifft mich, völlig perplex, mitten ins Gesicht. Da hab ich doch direkt kostenfrei und zeiteffizient die Erfrischung vorm Restaurantbesuch erledigt. Egal, der Falke setzt nach 4:13 h auf der Piste 08 in Eggenfelden auf und rollt an die MoGas Tankstelle.

Der Platz erinnert mich mit seinem Italiener ein bisschen an Riesa Göhlis. In der Werft steht gerade eine Yak 52 zur Wartung und am Towereingang thront das Wappen der Luftrettungsstaffel Bayern. Mit „ Na das Flugzeug war ja noch nie bei uns hier“ werde ich bayerischer Herzlichkeit empfangen und darf direkt erstmal das Lärmschutzzeugnis und meine Papiere vorzeigen. Damit habe ich meine erste Dokumentenkontrolle in 18 Jahren Fliegerei auch endlich mal erlebt. Nach der Stärkung von Falke und Pilot soll es aber noch weitergehen. 15:03 heben wir mit Ziel Kempten – Durach EDMK auf der Piste 26 wieder ab. Der Direktkurs ist mir zu eintönig und so gebe ich der Lotsin noch die Wegpunkte München Stadt und Zugspitze an. In 4500 ft sehen wir die Hauptstadt Bayerns unter dem rechten Flügel vorbeiziehen. Neuer Kurs 210 jetzt bereits mit Alpenpanorama. Das Ziel Zugspitze ist noch etwa 100 km entfernt, Zeit für den Steigflug auf FL 100. Vorbei am Starnberger See und dem Segelflugplatz Königsdorf, knackt der Höhenmesser gerade FL 75 als mir doch ein paar Bedenken kommen. Der Motor schnurrt mit sonoren 2700 U/min. auf max. Dauerleistung und bringt bei 110 km/h einen Meter Steigen. Über Grund liegen noch 60 km/h an. Die Zugspitze steckt gerade in einem dichten Schauer, dessen Zuggeschwindigkeit eine mit der Höhe weiter zunehmende Windgeschwindigkeit anzeigt. Da drehe ich bei Murnau dann doch auf Westkurs. Nicht das mir so ein gemeiner Gebirgsrotor noch das Gepäck in Unordnung bringt. Also betrachten wir die Zugspitze aus der Ferne und machen stattdessen noch einen Schlenker über Füssen und Schloss Neuschwanstein. Im Anschluss gilt es lediglich der A 7 zu folgen, um nach Kempten zu kommen. Nach weiteren 2:18 h setzt der Falke in 2300 ft auf Deutschlands höchstem Verkehrslandeplatz, Kempten – Durach, auf der Grasbahn 16 auf. Auch hier wird Kraftstoff ergänzt und der Flieger angebunden. Folgend steht noch die Suche nach der Übernachtungsgelegenheit an. Ad hoc finde ich den „Gasthof zum Schwanen“ in Durach, zu Fuß in 5 min. zu erreichen.

Der Freitag sollte eigentlich mit etwas schönem Segelflugwetter punkten.  Als ich am Morgen die Vorhänge aufziehe und mich im Satbild vergewissere: Es bleibt zugezogen und die Luft ziemlich tot. Der Weg nach Norden ist, frontbedingt, an der Donau auch versperrt. Na gut, legen wir einen Ruhetag ein. Vom Flugplatzrestaurant gibt es ein wunderschönes Alpenpanorama zu betrachten und der Tag vergeht mit einem ausgedehnten Spaziergang durch Kempten, vorbei an der größten Stampfbetonbrücke der Welt über der Iller, der Burghalde mit Freiluftkino und dem archäologischen Park Cambodunum. Mitten in der Innenstadt gibt’s dann noch eine unerwartete Entdeckung: Eine Hausnummer „K8“ 😮. Der Abend gilt der Flugplanung durch erneut sehr labiles Wetter. Nach einigem Hin und her liegt das grobe Routing fest: Mit Westkurs durch die CTR Friedrichshafen EDNY am Bodensee entlang über Konstanz EDTZ nach Speyer EDRY.

Samstag 08:30 sind alle Vorbereitungen abgeschlossen und der Falke erhebt sich in der kühlen Morgenluft mit Leichtigkeit in die Luft. Wir verlassen das Allgäu mit seinem Urlaubspanorama und den sehr freundlichen Menschen mittels Generalkurs 270.  Erst auf 5000 ft steigend, wird die Höhe nach dem Passieren der letzten Höhenzüge und Insichtkommen des Bodensees auf 4000 ft verringert. Da gibt es auch sofort Gelegenheit das neue TMZ Verfahren auszuprobieren: mit Squawk 2677 und Monitor 119.925 melde ich mich bei FIS ab. Dabei bekomme ich noch die Info: Hinter der CTR geht es bei Zürich Information weiter. Gesagt, getan, nähern wir uns langsam dem Pflichtmeldepunkt Sierra von Friedrichshafen zum Kreuzen über Midfield und Ausflug über Whiskey. Beim Anruf des Turms wird der Einflug über Sierra wegen Fallschirmsprung prompt verweigert und Stattdessen Direktkurs zur Platzmitte empfohlen. Nun gut, lasse ich Sierra eben links liegen und tatsächlich zieht  ein A400M über dem Pflichtmeldepunkt seine Kreise und verliert dabei immer wieder Personal…. Aber nun zum eigentlichen Grund der CTR Kreuzung: Die Luftschiffe. In der Tat ganz simpel zu erspähen: liegen doch zwei „Zigarren“ an den Ankermasten mit Nase im Wind. Zum Ausflug bekomme ich freie Hand, der Küstenlinie nach Whiskey zu folgen – sehr nett von der Lotsin. Nach ein paar Fotos und dem Passieren von Whiskey melde ich mich beim Schweizer Lotsen an (wohlgemerkt im deutschen Luftraum!). Über Konstanz dreht der Falke auf Kurs 320 Grad Richtung Speyer. Unterwegs kommt der Flugplatz Klippeneck mitsamt Anhängerphalanx des Klippeneckwettbewerbs vorbei. Anscheinend heute ohne Wertungstag. Kann ich bei knapp 500m AGL Basis aber auch verstehen. Nach der Querung der schwäbischen Alb wandert der Blick immer öfter nach links voraus, wo die Ostkante des Schwarzwaldes immer näher rückt, leider mit dem Kamm in Wolken. Da müssen wir wohl etwas in Richtung Stuttgart ausweichen. Das gelingt tadellos. Über Pforzheim am Nordende des Gebirgszuges ist die Staubewölkung passiert und passables Streckenflugwetter mit Overcast in 5000 ft liegt vor der Nase. Bei der Gelegenheit macht der Falke noch einen Schlenker über Karlsruhe mitsamt dessen Rheinhafen. Nun gilt es noch zu landen. Ich melde mich bei Speyer Radio an und bekomme die Piste 16. Der Anflug über den Rheinbogen und den Dom sowie an der Boeing 747 des Technikmuseums vorbei, ist schon sehr beeindruckend. Nur die Meldung des Flugleiters und der Windsack mit strammen 14 kt aus 250 Grad trüben das Vergnügen etwas ein. Die letzten 100 ft bis zum Boden sind ordentlich verwirbelt und mit der gefühlt schlechtesten Landung seit meiner TMG Ausbildung setzen wir gleich zweimal in Speyer auf. Rollanweisung kommt nach der Mittagspausenankündigung direkt zum „Rondell“ vor die Flugplatzlokalität, einem „pfälzischen Mexikaner“. Der Flugleiter ist selbst etwas ungläubig bezüglich der zu entrichtenden Landegebühr. Da bin ich leider eine halbe Stunde zu spät gelandet und bekomme entsprechend den teuren Wochenendtarif mit gut 18 € aufgedrückt, immerhin nur einmal… puhhh 😅. Dafür gibt’s die Entschädigung aber direkt im Restaurant mit Bratwurst im mexikanischen Stil (günstiger als die Landegebühr x-D). Beim Essen beobachte ich argwöhnisch einen CB, der jedoch ausreichend weit südlich am Platz vorbeizieht, ohne seine Böenwalze zur Geltung zu bringen. Die weitere Route wird in Ruhe am Tablet geplant. Unter Berücksichtigung der Witterung für den nächsten Tag (hagelfreie Nacht und mit möglichst früh auflösendem Nebel) kommt nach flugwetter.de und topmeteo am ehesten der Flugplatz Koblenz-Winningen EDRK in Betracht.

Der Abflug erfolgt um 15:20 mit Zwischenwegpunkt Aschaffenburg EDFC, Kurs 030. So kommt man gemütlich über die CTR von Mannheim hinweg und kann den Odenwald unter der rechten Flügelspitze vorbeiziehen sehen. Nach dem Kurswechsel auf 330 kreuze ich 1000 ft unter Luftraum C des Flughafens Frankfurt Main EDDF den Anflug der Pisten 25. Dabei lassen sich schön die Verkehrsflieger bei ihrem Tagwerk beobachten. Auf Langen Information lässt sich die labile Wetterlage weiterverfolgen, als bei diversen Fluganmeldungen vom Lotsen häufiger die Rückfrage kommt: „Mit dem Wetter haben sie sich aber beschäftigt?!“ Der Blick auf die Ambosse in Richtung Ruhrgebiet lässt bei mir die gleiche Frage aufkommen. Zum Glück will ich heute ja nicht mehr so weit. Koblenz liegt jedenfalls noch im Streifen besten Wetters mit Segelflugbedingungen. Um den Frankfurter Luftraum herum geht es mit Kurs 280 weiter direkt nach Koblenz. Linkerhand ist in gebührendem Abstand die Wolkenkratzer-Skyline der Finanzmetropole auszumachen. Geradeaus gilt es jetzt noch den Taunus zu übersteigen, was der Limbach mit gelassener Ruhe stemmt. Über den großen Feldberg hinweg, kommt auch schon das Rheintal in Sicht. Der Flugplatz Koblenz liegt dabei auf einem Plateau über der Mosel, ca. 4 Meilen südwestlich des Moselzuflusses in den Rhein und der Stadt Koblenz. Koblenz Radio weist mir die Südplatzrunde und Piste 24 zu. Optisch interessant, da man hier den Gegenanflug auf Höhe des Fernmeldeturms Koblenz durchführt. Zur Wiedergutmachung für das treue Fahrwerk gibt’s jetzt auch eine schöne Landung mit anschließendem Rollen zur Tankstelle. Gut versorgt und wieder „beschwert“ parkt der Falke diese Nacht neben dem Koblenzer Windsack. Übernachtet wird mangels Alternative heute mal etwas dekadenter im Moselhotel Hähn. Sogar eine Taxifahrt muss heute mal sein. Die 5km sind mir dann doch etwas zu weit zu laufen und so komme ich mit einem dicken Daimler (der natürlich immer Vorfahrt hat…. 😄) gut zum Hotel.

Am Sonntagmorgen, dem letzten Tag der Reise, wache ich mit einem Prasseln auf. Es regnet noch bis zum Frühstück. Der Blick ins Wetterradar zeigt, das da eine etwas kreativere Route nötig wird, um nach Hause zu kommen. Direkt auf Kurs zieht gerade eine Kaltfront mit eingelagerten Niederschlagsbändern über die Republik. Ich habe überhaupt keine Ambitionen unter der Kaltfront über die Gebirge zu tapsen und dabei noch in durch Staubewölkung vorherrschende IMC einzufliegen. Daher wird erst noch bis 13:00 gewartet, bis die Rückseite eine ausreichend hohe Basis bietet und der Kurs über die Porta Westfalica nach Klix EDCI gelegt, um notfalls über das hindernisfreie Flachland nach Osten zu kommen. Netter Nebeneffekt: Damit ist der Kreis für den Deutschlandrundflug auch tatsächlich geschlossen😃. 13:23 erfolgt der Start in EDRK mit Abflug auf Generalkurs 030 zur Porta Westfalica. Das Warten hat sich gelohnt. Die Basis erlaubt den Flug auf angenehmen 2000 ft AGL. Lediglich ein paar Tropfen fallen aus den dicken Congestuswolken. Beim Flughafen Paderborn Lippstadt komme ich nochmal zur Anwendung des TMZ – Verfahrens. Auch hier klappt das ohne Probleme. Am Horizont kommt der Teutoburger Wald in Sicht. Oerlinghausen EDLO wird unter einem leichten Schauer knapp westlich passiert. Direkt voraus kommt die Porta Westfalica nebst Flugplatz und Minden in Sicht. Der markante Einschnitt im Wesergebirge mit Fernsehturm ist ein idealer Orientierungspunkt zur Wende. Der Falke folgt nun mit Kurs 105 dem Wesergebirge Richtung Harz. Jetzt zeigt sich voraus wieder Segelflugwetter und die Versuchung, den Motor abzustellen kommt auf. Der Blick auf die verbleibende Flugzeit nach Klix und die Zuggeschwindigkeit der Front lassen mich das aber schnell wieder vergessen, um nicht im Starkniederschlag in Klix landen zu müssen. Durch den Rückenwind kommt der Harz zügig in Sicht und wer hätte es gedacht: die Südwestseite liegt mit recht dichter Bewölkung im Stau. Von Norden her ergibt sich dafür ein schöner Blick auf den Brocken mit ansprechendem Wolkenpanorama dahinter. Nun wird es nochmal interessant. Die Front kommt langsam in Sicht mit einer Stratusschicht in ca. 6500 ft und 3 – 5/8 Cu Feldern in ca. 1500 ft AGL. Der Falke klettert mühelos auf FL 55 und schießt nun durch 35 kt Rückenwind mit über 200 km/h zwischen den Wolkenschichten über den Boden. Dem Luftraum Leipzig wird gemäß Bitte des Lotsen etwas nördlich ausgewichen und dabei das Wetterradar beobachtet: In der Niederschlagslinie ist eine Lücke von ca. 10 Meilen fast genau auf Kurs. Über Torgau kommt die Niederschlagslücke in Sicht. Das wird das „Tor zur Heimat“. Dahinter ist vage Cumulusbewölkung zu erkennen, also munter drauf zu. Die Passage erfolgt fast niederschlagsfrei querab von Großenhain. Die südliche Niederschlagslinie hat zwischendurch auch eine ausgeprägte „Beleuchtung“ entwickelt. Unter den Delta Luftraum von Dresden gesunken, bekomme ich die letzte Verkehrsinfo der Reise über entgegenkommenden Verkehr. Der will wohl auch durch das Tor aber nach Westen? 5 Meilen vor Klix melde ich mich von FIS ab und wage nach einem Rückblick zur Front noch einen kleinen Abstecher über die Stadt und den Flugplatz Bautzen. Nach 4:13 h berührt der Falke wieder heimatlichen Boden mit 1h Zeitreserve bis zum heranziehenden Unwetter.

Ich komme gerade rechtzeitig zum Halle einräumen und werde freudig begrüßt. Damit ist die Reise erstmal beendet. Der Falke ist in 5 Flugtagen in 10 Etappen mit gesamt 25:22 Flugstunden und einem Ruhetag einmal rund um Deutschland geflogen und hat sich dabei ca. 250 Liter Super Plus gegönnt. Ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte und welches absolut Wiederholungsbedarf hat. Mein Ziel in einer Woche rund um Deutschland fliegen, habe ich damit erfüllt und überlege natürlich, was man das nächste Mal besser machen kann. Für das Ziel der Reise, Deutschland von oben zu sehen, werte ich die Unternehmung als vollen Erfolg. Die Flug- und Planungszeiten haben jedoch, abgesehen vom Ruhetag, kaum Zeit für Erkundungen am Boden gelassen. Aber dafür gibt es ja ein nächstes Mal. Ein zweites Besatzungsmitglied mit adäquater Kamera wäre auch eine Maßnahme. Vielleicht führt die nächste Tour, BZF 1 vorausgesetzt, auch schon ins Ausland? Die Möglichkeiten sind unendlich. Wichtig ist nur eines: Machen statt träumen.

Am Ende noch eine kleine Danksagung an Alexander Heide und Ingo Trentelj, die zwei Vereinstechniker vom Aeroteam Klix, welche den Falken unermüdlich am Laufen halten. Nicht zu vergessen auch Stefan Schneider, der mir das Fliegen auf dem TMG nahebrachte. Und an Michael Schneider der mir die Idee für diesen Bericht erst in den Kopf gesetzt und damit Eure Geduld mindestens genauso wie ich gefordert hat.

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